Samstag, Januar 02, 2010

Wenn der Türknauf spricht...

Während in anderen Unis darüber gejammert wird, dass man mit der Einführung eines elektronischen Studentenausweises sich möglicherweise total überwachbar macht, werden hier nur Witze darüber gerissen, dass die Haustechnik allwissend sei, während man munter elektronische Schlösser nutzt. Viele Türen sind im Ort nicht mit einem normalen Schlüssel, sondern nur mit einer elektronischen Variante zu öffnen. Vorstellen kann man sich diese elektronischen Schlossöffner, sogenannte „Transponder“, wie die Fernbedienung für ein Auto. Allerdings blinkt das Haus nicht, wenn man auf die Fernbedienung drückt, sondern das Schloss sagt nur kurz „bieb biep“ und dann kann man mittels des Drehknaufs an der Tür das Türschloss öffnen. Es ist ein bisschen wie im Computerspiel. Man kann an Macht und Ausdehnung mit seinem Transponder aufsteigen.
Tolle Transponder sind auch für Klassenräume, den Gemeindesaal oder sogar den Medienraum freigeschaltet. Beim Start, kommt man mit seinem Transponder aber nur in die Wohnheime und in den Bibliotheksvorraum (wo man seine E-Mails checken kann, wenn man noch keinen eigenen Internetzugang hat). Außerdem kann man mit der modernsten Form, auch in der Mensa sein Guthaben belasten. Die Freischaltung übernimmt die Haustechnik (nach Beauftragung durch Dozenten oder sonstige Bereichsleiter), die auch an jedem Türknauf kontrollieren kann, wer wann welchen Raum betreten hat. Der Vorteil dieser Sache ist, dass man bei Verlust nur 50 Euro für einen Ersatz zahlt und dann einfach der verlorene Transponder an der Tür gesperrt wird. Für Studenten, die hier arbeiten kann das durchaus existenzrettend sein, weil ein verlorener Generalschlüssel - jedenfalls dem Hörensagen nach - wesentlich mehr Kosten verursacht. Aber es ergeben sich noch ganz andere Möglichkeiten mit diesen Wunderschlössern. So werden hier am Sabbat (you know, special Samstag) die Bürokräfte einfach dadurch am Arbeiten gehindert, dass die Zeitschaltung des Schlosses sie gar nicht ins Büro lässt (Hab ich jedenfalls gehört). Wer sowas für den heimischen Süßigkeitenschrank oder das Gefrierfach gebrauchen könnte, schaut am Besten gleich mal bei SimmonsVoss vorbei.
Aber nicht, dass jetzt der Eindruck entsteht, dass wir hochmoderne Studentenausweise haben. Der Vergleich mit den Studentenausweisen schien mir nur von der Diskussion in Jena um die Thoska (Alleskönner Studentenausweis) angebracht. Bei uns sind die Schlüssel und Schlösser modern. Unsere Ausweise sind nicht ganz so begabt. Die werden von einer Sekräterin auf Rosa Hochschulpapier ausgedruckt und danach von jedem Studenten persönlich in eine sich „selbstlaminierende“ Kunststoffhülle eingeklebt. Ist dann doch wieder ein bisschen, wie am Anfang meiner Studienzeit in den Nuller Jahren.